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Arm wie eine Kirchenmaus

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Beitrag von Lallaru Tschawu Do Okt 17, 2013 4:46 am

Mehr als 30 Millionen Euro hat Bischof Tebartz-van Elst bisher für seine Residenz ausgegeben. Van Elst steht wegen der Kostenexplosion beim Bau seines Amtssitzes, sowie dem Vorwurf der Lüge massiv unter Druck. Im Bistum häufen sich die Kirchenaustritte, die Caritas erfährt einen deutlichen Spendenrückgang und die Bundeskanzlerin wertet die Affäre als „sehr belastend für die Katholiken“.

Der Fall des hohen Kirchenführers zeigt deutlich, wie reich die durch Steuergeld versorgte Kirche Deutschlands eigentlich ist. Der kostspielige Ausbau des Limburger Bischofssitzes treibt selbst Kirchenvertreter zu drastischen Vergleichen. So sprach Stadtdekan Johannes zu Eltz in seiner Sonntagspredigt im Frankfurter Dom von nicht weniger als einer „Kernschmelze der Kirche“. Nach einem solchen Vorfall werde kein Stein auf dem anderen bleiben, sagte Johannes zu Eltz voraus.Alle Erfahrungen mit der katholischen Kirche lehren allerdings, das sich der Herr Dekan in doppelter Hinsicht irren dürfte. Es ist nämlich nicht zu erwarten, das der Ausbau der Bischofsresidenz rückgängig gemacht, und alles  niedergerissen wird was unter Bischof Tebartz-van Elst erbaut wurde. Es ist auch nicht zu erwarten, das sich das Finanzgebaren der katholischen Kirche grundlegend neu ordnen wird. Und warum auch? Viele der deutschen Bistümer zählen zu den reichsten der Welt. Da sind die 31 Millionen Euro für den neuen Bischofssitz – um es mit den Worten eines ehemaligen Chefs der Deutschen Bank zu sagen – „nur Peanuts“.Auf gewaltige 430 Milliarden Euro(!) schätzt Kirchenkritiker Carsten Frerk das Vermögen der Kirchen in Deutschland, davon soll rund ein Drittel Kapitalvermögen sein. Der Berliner Politologe hat jahrelang zu Finanzen der katholischen und evangelischen Kirche recherchiert, und schließlich das „Violettbuch Kirchenfinanzen“ geschrieben. Ob seine Recherchen zutreffen, lässt sich von außen schlecht beurteilen, und dies liegt nicht nur an der ehernen Verschwiegenheit der Bischöfe und Erzbischöfe, sondern auch an der komplizierten Organisation der katholischen Kirche.



Wie hoch ist eigentlich das Gehalt bundesdeutscher Kleriker? Das Grundgehalt eines älteren katholischen Pfarrers (Erzbistum Hamburg ab 1.8.2011) beträgt ca. 5.053,38 €. Die Kosten der katholischen Pfarrhaushälterinnen werden zu 50 bis 85 % (je nach Bistum) aus Kirchensteuern bezahlt. Den Restanteil zahlen die Pfarrer selbst. In den westlichen Bundesländern beziehen Bischöfe ein Gehalt gemäß Besoldungsstufe B 6 (8.027,50 €), Erzbischöfe gem. B 10 (11.076,62 €), in München sogar B 11 (11.507,27 €). Die Regelungen sind in den einzelnen Landeskirchen und Bistümern recht unterschiedlich. Mitunter werden zusätzlich Dienstentschädigungen und jährliche Sonderzahlungen vereinbart. Oft wohnen sie mietfrei (entsprechende Versteuerung des „geldwerten Vorteils”) und verfügen über Dienstfahrzeuge mit Chauffeur (meist S-Klasse).  Ihr Monatseinkommen liegt inkl. Zulagen, geldwerter Vorteile bei ca. 10.000 bzw. 12.500 € (München 13.000 €). Ihre Pension macht 71,75 % dieses Gehaltes aus. Leider sind nur die Gehälter der Kleriker öffentlich. Das eigentliche Vermögen eines bischöflichen Stuhls bleibt im Verborgenen, das heißt...vertraulich. In der Regel kennen nur der Bischof und seine engsten Vertrauten entsprechende Zahlen.



Hier noch einige Infos zum Thema:
Im vergangenen Jahr erhielt die katholische Kirche 5,2 Milliarden Euro Kirchensteuer, die Protestanten 4,6 Milliarden Euro. Obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt, bekamen die Bistümer im Vergleich mit dem Jahr 2000 knapp 15 Prozent mehr, die evangelischen Landeskirchen fast 9 Prozent mehr. Was sich zunächst gut anhört, sorgt in den Kirchen trotzdem für Sorgenfalten. Um die Inflation auszugleichen, hätten die Einnahmen um fast 22 Prozent steigen müssen. Weil das Durchschnittsalter der Deutschen steigt, machen sich die Kirchen zudem wenig Hoffnung auf Besserung. „Es zeichnet sich auf Dauer ein struktureller Rückgang der Kirchensteuer ab, der in der mittel- und langfristigen Finanzplanung der Kirchen berücksichtigt werden muss“, weiß das Erzbistum Köln.Zum Glück für die Kirchen erhalten sie von den Steuerzahlern weitere großzügige Hilfen. Zu nennen sind beispielsweise jene 460 Millionen Euro sogenannter Staatsleistungen, die ihnen der Fiskus jedes Jahr überweist. Die Staatsleistungen gehen auf ein unübersichtliches Gemisch von Ansprüchen zurück, in erster Linie auf den Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Damit enteignete der Staat die Kirchen. Im Gegenzug verpflichteten sich die Landesherren unter anderem, die kirchlichen Würdenträger künftig zu besolden. An dem Anspruch der Kirchen auf Entschädigung haben die Jahrhunderte nichts geändert, aber die Frage sei erlaubt....weshalb zahlt der Steuerzahler eigentlich immer noch für eine Institution, die gleichzeitig auf Autonomie gegenüber dem Staat und seinen Organen pocht? Jenseits direkter Zahlungen unterstützt der Fiskus die Kirchen auch durch einen Verzicht auf Einnahmen. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums müssen die Kirchen als Körperschaften des öffentlichen Rechts weder Körperschafts- und Gewerbesteuer, noch Umsatz oder Kapitalertragsteuer zahlen. Anders als andere Körperschaften öffentlichen Rechts, wie Universitäten, unterliegen ihre Finanzen zudem keiner staatlichen Kontrolle.

So sieht es im teuren Bichosfsitz aus...

Fazit:
Der normale Pfarrer oder Pastor lebt nicht schlecht, hohe Kirchenfürsten noch besser. Das Geschäft mit dem Glauben rentiert sich also. Als gläubiger Katholik fragt man sich welche Lehre hier eigentlich vertreten wird? Wen Priester Wasser predigen, und selbst Wein trinken, kommt dies beim Glaubensvolk nicht so gut rüber. Ist Tebartz-van Elst ein Einzelfall, oder das Symptom eines Systems das sich immer mehr von dem entfernt was Jesus und seine Jünger einst vor 2.000 Jahren gelehrt haben? Offenbar war der Vatikan über die Grundzüge des Bauprojekts schon früher im Bilde als bisher bekannt. Auch der Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls wusste anscheinend bereits vor zwei Jahren, das dieses Bauprojekt das Gesamtinvestitionen von mindestens 17 Millionen Euro umfassen wird. Mitlerweile hat sich die Zahl auf über 31 Millionen erhöht. Unter dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts, soll die Hausbibliothek des Herrn Bischofs maßgeschreinert worden sein, und über eine indirekte LED-Beleuchtung verfügen. Gleich mehrere Lichtdesigner sollen sie entworfen haben. Kosten für die Lichtplanung der Bischofsresidenz: 70.000 Euro. Die Musikanlage sowie komplette Haustechnik und Vorhänge sollen sich über neun eingebaute Mini-Computer steuern lassen. Der Wert dieser Medientechnik wird auf 35.000 Euro geschätzt. Im Bad gibt es einer Wasserfall-Dusche. Eine Luxus-Badewanne soll 15.000 Euro gekostet haben. Hinzu kommen die Vorwürfe um einen First Class Flug nach Indien, und eine eine eidesstattliche Versicherung, die nachweisbar nicht der Wahrheit entspricht. Unterdessen zieht sich die Entscheidung der Staatsanwaltschaft über ein Ermittlungsverfahren gegen Tebartz-van Elst hin, und es ist noch nicht entschieden, ob gegen den Bischof einen Strafbefehl wegen Falschaussage erlassen wird. Wen es nicht so traurig wäre müßte man lachen, aber das Lachen vergeht einem Angesichts der Zahlen und Vorgänge. Der Vorfall um den Limburger Bischof ist vermutlich nur die Spitze des Eisberges, und dürfte die Zahl der Kirchenaustritte weiter beschleunigen.
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Lallaru Tschawu
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