LALLARU TSCHAWUS FORUM
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

SS Unterscharführer Georg Bonigut

Nach unten

SS Unterscharführer Georg Bonigut Empty SS Unterscharführer Georg Bonigut

Beitrag von Lallaru Tschawu Mi Okt 16, 2013 1:51 am

Wer war Georg Bonigut?

Georg Bonigut war Volksdeutscher aus Jugoslawien,und SS Unterscharführer der Waffen SS. Von April 1944 bis Anfang August 1944 war Bonigut Rapportführer des Zigeunerlagers Auschwitz Birkenau B2e und hat hier wohl unter Einsatz des eigenen Lebens Hunderten wen nicht Tausenden Sinti und Roma das Leben gerettet.Georg Bonigut ließ Mitte Mai 1944 ihm bekannte Sinti und Roma durch seinen Häftlingsschreiber Tadeusz Joachimovsky informieren und vor der geplanten Vernichtungsaktion/Vergasung durch die Lagerleitung um Rudolf Höss dem damaligen Kommandanten von Auschwitz warnen.Dadurch scheiterte am 16. Mai 1944 der erste Versuch der SS, das Lager zu räumen und die Häftlinge zu vergasen am Widerstand der dort inhaftierten Sinti und Romafamilien.

Der damals in der Lagerverwaltung/Schreibstube eingesetzte jüdische Häftling Tadeusz Joachimovski berichtet...Zitat:

"Da ich diesen Bescheid (gemeint ist der Beschluss zur Vergasung) von dem Lager u.Rapportführer SS Mann Bonnigut zu wissen bekam,er mich darauf vorbereitete - besprach ich diese Angelegenheit mit Zigeunern meines Vertrauens (Josef Steinbach einem Mithäftling und Boten der Schreibstube, sowie dem Blockältesten Paul Wagner).Sie beschlossen das sie sich zur Wehr setzen würden,aber um das zu ermöglichen mussten sie sich bewaffnen - sie taten es.Die Waffen organisierten sie im Effektenlager,und als der Tag der Vergasung kam setzten sich die Zigeuner zur Wehr in dem sie der SS mitteilten das sie sich so ohne weiteres nicht aus den Blocks heraustreiben lassen würden - sie würden sich wehren und dabei würde auch der eine oder andere SS Mann daran glauben müssen.Nach den Anzeichen die manche SS Männer hinterher zeigten,wurden sie in einer solchen Art u.Weise beeinflusst das sie diese Aktion später abbrachen.Sie fuhren unverrichteter Dinge wieder zurück,und die Zigeuner wurden damals gerettet." (Bild unten:Das „Zigeunerlager“ (gelb hervorgehoben) im KZ Auschwitz-Birkenau, Grundlage: Luftbild der Royal Air Force von 1944)

SS Unterscharführer Georg Bonigut 220px-KZ_Auschwitz-Birkenau_hervorgehoben_Block_BIIe

Tage später, am 23. Mai 1944, wurden die jüngsten und kräftigsten Sinti u.Roma (etwa 1500 Häftlinge) selektiert und in das Stammlager Auschwitz I verlegt, um sie danach in andere KZs zu überstellen. 82 Männer kamen ins KZ Flossenbürg und 144 Frauen ins KZ Ravensbrück. Die endgültige Liquidierung des "Zigeunerlagers" erfolgte am 2. und 3. August 1944. Am 2. August um 19 Uhr wurde es nach einem Befehl aus Berlin abgeriegelt und Blocksperre verhängt.1408 Häftlinge wurden vorher mit einem Güterzug in das KZ Buchenwald verlegt.Die verbliebenen 2897 Frauen, Männer und Kinder in den Gaskammern getötet.Da Rapportführer Bonigut sich vorher krankgemeldet hatte, verbrachte die SS unter Leitung von SS-Unterscharführer Fritz Buntrock die Menschen zu den Krematorien 4 und 2 nachdem sie sich vorher bis zum äußersten gegen die Vergasung gewehrt hatten.Dort wurden sie in einzelnen Gruppen unter Anwesenheit von Schutzhaftlagerführer Johann Schwarzhuber und Leiters des Sonderkommandos Otto Moll ermordet. Am Morgen des 3. August 1944 wurden schließlich auch jene, die sich zunächst im Lager verbergen konnten, von SS-Angehörigen erschlagen oder erschossen.In den Baracken (Blocks)...und auch später in den Krematorien müssen sich erschütternde Szenen abgespielt haben die durch Augenzeugen belegt und dadurch dokumentiert sind.

Zitate:
"Wir hörten ein furchtbares Geschrei. Die Zigeuner wußten, daß sie in den Tod geschickt werden sollten, und sie schrien die ganze Nacht. Sie waren lange in Auschwitz gewesen. Sie hatten ja gesehen, wie die Juden an der Rampe ankamen, hatten Selektionen gesehen und zugeschaut, wie alte Leute und Kinder in die Gaskammer gingen. [Und darum] schrien sie. “ ...Menashe Lorinczi (Häftling aus Mengeles Zwillingsgruppe) "Die Zigeuner haben sich auch gegen die „Liquidierung“ des „Zigeunerlager“ zur Wehr gesetzt. Das war eine ganz tragische Geschichte. Da haben die Zigeuner aus Blech Waffen gemacht. Sie haben die Bleche zugespitzt zu Messern. Damit und mit Stöcken haben sie sich bis zum Äußersten gewehrt. Ich kenne eine Augenzeugin, eine Polin, Zita hieß sie, die bei uns gegenüber im Arbeitseinsatz war, die hat die Auflösung des „Zigeunerlagers“ miterlebt. Sie hat mir später unter Tränen erzählt, wie sich die Zigeuner so verzweifelt geschlagen und gewehrt haben, weil sie wußten, daß sie vergast werden sollten. Und dann wurde dieser Widerstand mit Maschinenpistolen niedergeschossen" ...(Elisabeth Guttenberger (Häftling des „Zigeunerlagers“)

Mit Stöcken und zugespitzten Blechdosen gegen Pistolen und Maschinengewehre dürfte ein ungleicher Kampf gewesen sein. Georg Bonigut wurde nach vier bis sechs Wochen durch Alfred Tschiersky als Rapportführer ersetzt, und war danach im Außenlager Charlottengrube Rydu (deutsch Rydultau) als Rapportführer tätig, und führte dort auch Verwaltungstätigkeiten aus. Das Außenlager lag etwa 50 km westlich des Hauptlagers und gehörte zu den Hermann Göring-Werken. Ab 19. September wurden hier auch Häftlinge aus Auschwitz eingesetzt. Nach Kriegsende wurde gegen Georg Bonigut in Deutschland ermittelt, das Verfahren wurde jedoch 1982 eingestellt.Wann Bonigut gestorben ist, und wo er begraben liegt konnte ich bisher nicht feststellen. Bonigut hat in Auschwitz-Birkenau als Angehöriger der SS und Rapportführer Häftlinge vor einer geplanten Vernichtungsaktion informiert, und so ca.3000 Sinti oder Roma (und deren Nachkommen) das Leben gerettet. Das jüdische Volk hat Oskar Schindler in die "Gerechten unter den Völkern" eingereit, und Steven Spielberg hat ihm mit "Schindlers Liste" ein filmisches Denkmal gesetzt.Bis zum heutigen Tag wurde Georg Boniguts mutiger Einsatz, sein menschliches Engagement für "Zigeuner" das mit hohem persönlichem Risiko verbunden war weder von Zeitzeugen noch Historikern oder dem Zentralrat deutscher Sinti und Roma in der einen oder anderen Form anerkannt, und so wenigstens postum gewürdigt
avatar
Lallaru Tschawu
Admin

Anzahl der Beiträge : 46
Anmeldedatum : 01.10.13

http://lallarutschawo.npage.de

Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten